Ein Moorlehrpfad vermittelt Wissen. Das ist klar. Über die Entwicklung des Moores, die Geologie, die dort lebenden Pflanzen und Tiere sowie den Einfluss des Menschen. Für den Besucher kommt möglicherweise noch der Kitzel eines schaurig schönen Spaziergangs dazu: zu Nebel, Krähen und Moorleichen, am geheimnisvollen Übergang zwischen Land und Wasser.
Im Verborgenen bleibt jedoch, welch Aufwand die Erstellung eines solchen Pfades bedeutet. Wer arbeitet die Infotafeln aus und gestaltet sie, wer legt die Bohlenwege an, wer baut Unterstände, wer plant das alles überhaupt?
NaturFreunde Pinneberg hatten die Projektleitung
Zum Beispiel die NaturFreunde Pinneberg. Die schleswig-holsteinische Ortsgruppe hatte beim Bau des jüngst eröffneten Moorlehrpfades im Himmelmoor, das nur 20 Kilometer nördlich von Hamburg liegt, die Projektleitung. Das hat Gründe: Die Ortsgruppe überlegt immer wieder neu, wie sich Verbandsziele auch in Projekten umsetzen lassen, wurde so zum Gründungsmitglied des Fördervereins Himmelmoor, begleitete maßgeblich die Entwicklung des Natura-2000-Managementplanes und führte auch den ersten Natura Trails in Deutschland durch dieses Moor.
Nun also ein Moorlehrpfad, genauer: ein 3,8 Kilometer langer Rundweg inklusive eines Bohlenweges, dazu ein großer massiver Unterstand, 17 Erlebnisstationen und 23 Infotafeln. Alles selbst geplant und aufgebaut – ein gewaltiges Infrastrukturprojekt für ehrenamtliche Naturschützer.
Im Gleichgewicht ist alles gut
Allein für den 270 Meter langen Bohlenweg schleppten 24 Freiwillige drei Wochen lang jeweils einen Zentner schwere Eichenbohlen in das Moor. Nun führt der massive Weg mit Handlauf um den „Knust“ herum, den höchsten Teil des Moores, der in einem Schichtenmodell aufgelassen wurde. Die schwimmende Konstruktion schützt sowohl den morastigen Torfboden als auch den Holzweg. Auch der große Unterstand wurde massiv aus Holz gebaut und das Dach begrünt.
Etwas weiter gibt es eine riesige Matschkuhle, durch die ein 15 Meter langes Balancierrohr führt. Die Herausforderung macht Spaß und hat eine wichtige Botschaft: Im Gleichgewicht ist alles gut. Auf einer kleinen Erhebung steht ein hochwertiges Fernrohr, mit dem sehr gut Vögel beobachtet werden können. Eigentlich sollte der künstliche Torfhügel verschwinden, ist aber längst zum Refugium für Kreuzottern geworden. Auch ein übergroßes Insektenhotel, eine riesiges Wald-Xylofon oder ein Lauschtrichter, der Vogelgezwitscher, Froschgequake und das Rauschen des Grases verstärkt, laden zur Beobachtung des Lebensraumes Moor ein.
3.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden
Das Projekt begann vor drei Jahren, als der Förderverein mit Initiatoren anderer Moorlehrpfade in einen Erfahrungsaustausch eintrat. Ein Ergebnis: Die Projektierung durch Profis ist teuer. Ein Zweites: Das kann man auch selbst machen.
In den Folgemonaten plante eine neunköpfige Arbeitsgruppe vier Teilprojekte aus: Bohlenweg, Infotafeln, Unterstand und Erlebnisstationen. Dafür mussten Einzelpositionen beschrieben, Fachfirmen gesucht und Angebote verglichen werden. Parallel wurden mehr als 100.000 Euro Fördermittel eingeworben, zusätzliche Sponsoren gefunden und verschiedenste Genehmigungen eingeholt. Immerhin sollte der Moorlehrpfad in einem europäischen Naturschutzgebiet entstehen.
Entscheidend für den Erfolg war sicherlich die politische Ausrichtung des Projektes: Eingebunden wurden Eigentümer, Kommunen, Naturschutzbehörden sowie das schleswig-holsteinische Umweltministerium. Ohne die Maschinen des Torfwerks sowie die Torfbahn wäre es jedoch auch nicht gegangen.
Letztlich aber sicherten die unzähligen Ehrenamtlichen mit insgesamt 3.000 Arbeitsstunden den Erfolg – ein überragender Nachweis ehrenamtlichen Engagements.
Rainer Naujox
NaturFreunde Pinneberg
Das 10.000 Jahre alte Himmelmoor bei Quickborn ist mit rund 600 Hektar das größte Hochmoor in Schleswig-Holstein. Der Torfabbau begann um das Jahr 1780 und soll voraussichtlich 2018 eingestellt werden. Dann wird nur noch etwas über ein Meter übrig sein von der einst bis zu zehn Meter mächtigen Torfschicht. Die teilweise Wiedervernässung begann bereits Anfang der 1980er-Jahre. Seitdem wurden verschiedene Maßnahmen zur Renaturierung eingeleitet. Etwa 25 Prozent Fläche sind der Naherholung gewidmet, 75 Prozent der Renaturierung. Teile des Moores gehören zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. In den Feuchtflächen leben Sumpfmeise, Eisvogel und Kraniche, in den bewaldeten Bereichen Wachtelkönig, Zwergschnäpper und der Schwarzspecht, zudem unzählige Libellenarten, Schlangen, Kröten und natürlich der Moorfrosch. Auch die Flora ist reich: So gibt es den fleischfressenden Sonnentau, Schlenken aus Torfmoosen, Wollgräser, Schnabelriede und kleine Moorwälder.