Wenn im Kopf ein Licht angeht

Über den Ansatz nonformaler Bildungsformate der NaturFreunde Thüringen

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Vielleicht habt ihr schon mal gelesen oder gehört: Die NaturFreunde zeichnen sich durch ihre nonformalen Bildungsformate aus. Klingt sperrig. Aber was bedeutet das eigentlich?

Nonformale Bildung ist in erster Linie ein Ansatz, der, außerhalb einer Institution, prozessorientiert festgelegte Bildungsziele erreichen will. Diese sind bei den NaturFreunden begründet durch die allgemeine Zielsetzung, eine gesunde Umwelt, aktive Gemeinschaft und Frieden zu fördern. Nach dem Grundgedanken der NaturFreunde ist nur in einer solchen Umgebung eine individuelle Entwicklung möglich.

Die Schaffung und Erhaltung einer solchen Umgebung ziehen unabdingbar auch den Gedanken der Völkerverständigung, den eines gerechten Wirtschaftssystems und eines globalen Ökosystems sowie den einer realen Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie eines modernen Familienbegriffes nach sich. Erreicht werden kann dieses Ziel jedoch nur durch das Angebot von Bildung für alle Menschen. Erlernt und entwickelt werden soll vor allen Dingen selbstständiges, kooperatives und solidarisches Handeln, aber auch Kreativität, Kritikfähigkeit und ein Abbau von Vorurteilen. Die Beschäftigung mit geschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen sind hierfür genauso notwendig, wie der Erwerb technischer und naturwissenschaftlicher Kenntnisse und die Beurteilung ihrer Bedeutung für Mensch und Gesellschaft.

Soziale und politische Errungenschaften gilt es zu erhalten und zu verteidigen. Fortschrittliche Bestrebungen im Bildungsbereich werden gefördert und ein Verständnis für die Interessensvertretung und Mitgestal - tung innerhalb der NaturFreunde-Bewegung mitgedacht. Diese kritische Auseinandersetzung mit dem bürgerlichen Erziehungssystem und ein angestrebter Ausgleich zum Schul- und Arbeitsleben fördern die NaturFreunde durch das Angebot von Freizeiten, Seminaren, Familienbildungsangeboten und sportlichen Aktivitäten. Einladungen zu Gremien- und Gruppenarbeiten schon für Kinder und Jugendliche sind Bestandteil einer demokratischen Teilhabe. Partizipation steht bei allen Bildungsformaten der NaturFreunde Thüringen im Vordergrund.

Alle interessierten Menschen sollen die Möglichkeit erhalten, mitzubestimmen und teilzuhaben. Auf der Basis der Freiwilligkeit gehört Anerkennung und Akzeptanz zu dem grundlegenden Menschenbild. Freie Gestaltungsräume für alle unterstützen die Fähigkeit zur Übernahme von Verantwortung. Als nonformale Bildung kann auch die Herangehensweise bei Fort- und Weiterbildungen betrachtet werden. Erfahrene NaturFreunde geben ihr Wissen an neugierige Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiter. Die Bildungsangebote setzen bei den Bedürfnissen der Teilnehmer_innen an und befähigen diese in ihrem weiteren demokratischen Prozess. Als Multiplikatoren können dann erworbene Fähigkeiten selbstwirksam weitergegeben werden. Eine methodische Umsetzung erfolgt auch mit Hilfe der Erlebnispädagogik. Das Erleben eigener Stärken und Grenzen in einem sanften Umgang mit der Natur fördert nicht nur gruppendynamische Prozesse, sondern sensibilisiert auch für den Gedanken der Nachhaltigkeit.

Wir wollen Freiräume schaffen, um eigene Grenzen erfahrbar zu machen. Es sollen Möglichkeiten entstehen, in denen wir lernen, eigene ideen umzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Es geht aber auch darum, Erlebnisse zu haben, in denen wir gar nicht mehr merken, dass wir lernen, weil es einfach Spaß macht, mit einem Kanu zu fahren, zu verreisen, über ein Seil zu balancieren oder mit Menschen zu diskutieren.

In der aktuellen Ausgabe des Kompass-Magazins erfahrt ihr, wie die NaturFreunde Thüringen diesen Bildungsgedanken in die Praxis umsetzen.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in kompass 03/2017