Östlich von Hannover liegt das Naturfreundehaus Grafhorn der NaturFreunde Lehrte. Zur Zeit ist man dabei, es zu einer natur- und kulturhistorischen Bildungsstätte auszubauen. Im Zentrum der aktuellen Umsetzungen steht die Errichtung eines eisenzeitlichen Freilichtmuseums direkt neben dem Naturfreundehaus. Vergangenen Herbst konnte bereits das Richtfest für das dreischiffige Wohnstallhaus aus der Epoche der Eisenzeit vor rund 2.600 Jahren sowie ein als Nebengebäude dienendes Grubenhaus gefeiert werden. Zwischenzeitlich sind die beiden Gebäude mit Reet gedeckt. Sie sollen ab 2016 als Ausgangspunkt eines ganz besonderen umweltpädagogischen Bildungsprogramms für Kinder und Jugendliche dienen, um eine Zeitreise in die Vergangenheit mit vielfältigen natur- und kulturhistorischen Erlebnissen zu ermöglichen und die Nachhaltigkeit unseres Handelns – damals wie heute – deutlich zu machen.
Die Umsetzung dieses ambitionierten NaturFreunde-Projektes wird dankenswerterweise von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Region Hannover mit jeweils 150.000.- Euro, also insgesamt 300.000.- Euro, über einen Zeitraum von 3 Jahren gefördert. Das Landesmuseum Hannover hat sich bereit erklärt, die Erstellung der Gebäude des Freilichtmuseums sowie die Ausarbeitung einer Dauerausstellung zur Eisenzeit mit zahlreichen Exponaten direkt aus der Region fachlich zu begleiten.
Auslöser für das Projekt waren archäologische Grabungsfunde des Landesamtes für Denkmalpflege in der Flur Grafhorn, bei denen ein historisches Grubenhaus zu Tage trat. Ergänzend gibt es zahlreiche Fundstücke aus der unmittelbaren Umgebung, die aus der Eisenzeit stammen und sich zu Anschauungszwecken hervorragend eignen. Dazu gehören Kettenglieder, Messer, Eisenaxt, Schlackestücke, Holzkohle, Urnen, Töpfe, Deckschalen oder Beigefäße. Die Funde waren letztlich der Anlass, das Freilichtmuseum als urgeschichtlichen Hauskomplex zu errichten.
Ergänzend ist geplant, einen Eisenzeitgarten sowie einige Demonstrationsflächen zur damaligen landwirtschaftlichen Nutzung und extensiven Tierhaltung zu Lehr- und Anschauungszwecken anzulegen. Weitere, in der näheren Umgebung befindliche Lernorte, wie ehemalige Wüstungen, archäologische Fundstätten, Wallhecken, Hudebäume, Relikte der Schneitelwirtschaft, landwirtschaftliche Areale, Wälder, Brachen, Moore etc., dienen der programmatischen Ergänzung. Somit ergibt sich die Möglichkeit, in die Eisenzeit einzutauchen und von dieser Periode aus eine Zeitreise durch die Landschaftsgeschichte zu beginnen, die als erlebnis- und umweltpädagogisches Angebot mit verschiedensten inhaltlichen Bausteinen vor allem Kinder und Jugendliche ansprechen soll. Die Realisierung des dafür zu erarbeitenden pädagogischen Begleitkonzeptes, die Begleitung der Maßnahmen, die Ergebniszusammenstellung und deren Verbreitung erfolgen in enger Kooperation mit der Naturfreundejugend Niedersachsen. Kooperationen vor Ort, unter anderem mit einem Eisenschmied, einem Imker, einem Landwirt, Waldpädagogen usw., dienen der inhaltlichen Erweiterung und dauerhaften Etablierung des Kursangebotes.
Wer Lust hat, die Entstehung dieses neuen Projektes selbst einmal in Augenschein zu nehmen, kann sich direkt an die Leitung des Naturfreundehauses Grafhorn wenden.
Dr. Frank Thiel, NaturFreunde Hannover