Oberfrankens Naturschätze – Naturfotografien von Stephan Amm und Kai Hiksch

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Die oberfränkischen Fotografen Stephan Amm (unter anderem Preisträger des Fritz Pölking Awards) und Kai Hiksch – Mitglieder der NaturFreunde Bamberg – haben ihren fotografischen Schwerpunkt im Bereich Natur rund um ihren Lebensmittelpunkt in Oberfranken. Beide verbindet die Leidenschaft für die Fotografie und die Liebe zur Natur. Sie beschäftigen sich intensiv mit den Naturräumen der Region, in der sie leben.

Auf dieser Basis entstand die Idee für eine gemeinsame Ausstellung. Passend zu ihrem Portfolio wurden visuell und künstlerisch ansprechende Bilder ausgewählt, die den Wert und die Schönheit von regionalen Naturräumen vermitteln.

Das Konzept für „Oberfrankens Naturschätze“ war somit geboren und die Ausstellung zuletzt in der Galerie der NaturFreunde Berlin zu sehen.

Oberfranken – eine Region mit vielen Naturfacetten

Oberfranken ist vor allem bekannt für das UNESCO Weltkulturerbe Bamberg, die Landschaften der Fränkischen Schweiz und des Fichtelgebirges sowie die höchste Brauereidichte weltweit.

Dass es in den weniger touristisch frequentierten Naturgebieten Oberfrankens viel an Naturschätzen zu entdecken und zu schützen gibt, ist dagegen häufig unbekannt. Die Natur entfaltet dort ihre Wirkung nicht beim schnellen Rush durch weltbekannte Highlights und einem fixen Selfie, sondern will durch sich Zeit nehmende Naturliebhaber*innen entdeckt werden. So passiert es durchaus, dass man auf Wanderungen stundenlang unterwegs ist, ohne anderen Menschen zu begegnen. Stattdessen ist der Fokus auf die durchstreiften Naturräume möglich und es lässt sich entspannt durchatmen.

Unbekannter Frankenwald – Einblicke in eine alte Kulturlandschaft

Stephan Amm hat sich bei seinen Fotografien für das gemeinsame Ausstellungskonzept ganz dem Frankenwald gewidmet, der im nördlichen Oberfranken liegt.

Geprägt von Flößerei und dem daraus resultierenden Ausverkauf der ursprünglichen Wälder ist der Frankenwald den meisten Menschen durch seine ausgedehnten Monokulturen von Fichtenwäldern bekannt. Deren Überlebenskampf ist inzwischen offensichtlich. Wo zuvor Fichtenwälder präsent waren, klaffen heute schmerzhafte Lücken. In den letzten Jahren sind durch Trockenheit, Hitze und Borkenkäfer eine Menge Fichtenbestände zugrunde gegangen und freiliegende, zunächst kahle Flächen entstanden. Diese ehemals bewaldeten Mittelgebirgshänge demonstrieren schockierend, dass der Klimawandel auch in Mitteleuropa deutlich sicht- und spürbar voranschreitet.

Es gibt sie allerdings noch, die bewaldeten Hänge und Hochlagen im Frankenwald. Und es gibt sie auch noch, die Ecken, die inmitten und zwischen den Monokulturen mit einer beeindruckenden Artenvielfalt aufwarten. Genau diese Vielfalt zeigt Stephan Amm mit seinen Bildern.

Kühlende Buchenwälder mit kleinen Bachläufen bieten Feuersalamandern den perfekten Lebensraum und die dort verrottenden Baumstämme gefallener Waldriesen lassen eine Szenerie entstehen, die wie „echter Urwald“ anmutet.

Eulen finden im Frankenwald geeignete Brutmöglichkeiten vor und so sind Uhu, Sperlings- und Rauhfußkauz dort zu Hause. Auch verschiedene wilde Orchideenarten gedeihen in den verschiedenen Biotopen.

Kunstvoll wirken sie, die ein Mosaik bildenden und im Herbst manchmal mit Raureif überzogenen Blätter am Waldboden, fast als hätte sie der Fotograf dort angeordnet. Doch die Künstlerin heißt Natur. Stephan Amm wählt hierbei lediglich den Bildausschnitt, die Belichtungszeit, Blende und Fokus. Er entscheidet, bevor er den Auslöser drückt, ob Tageszeit, Wetter und der Einfallswinkel des natürlichen Lichts für die richtige Stimmung des Bildes vorhanden sind. Gut, wie man sieht, entsteht das Ergebnis des Bildes und wie es auf die Betrachter*innen wirkt, dann doch durch den Fotografen. Und genau darin liegt auch die Spannung der Fotografie als Schnittpunkt von Natur und Kunst.

2 km² Naturvielfalt auf kleinem Raum

Im Rahmen des gemeinsamen Projekts hat sich Kai Hiksch freiwillig auf eine Fläche von lediglich 2 km² limitiert, auf der seine in der Ausstellung gezeigten Bilder entstanden.

Kleinteilige, abwechslungsreiche Flächen können Lebensraum für eine große Anzahl von Tieren und Pflanzen sein. Abseits von Maiswüsten, der stark industrialisierten Landwirtschaft und anderen Monokulturen gibt es in Oberfranken zahlreiche abwechslungsreiche Habitate. Nicht zu intensiv bewirtschaftete Waldstücke und Magerrasen, der lediglich wenige Male im Jahr von Schafen beweidet wird, schaffen wertvolle Rückzugsgebiete für Fauna und Flora. Auch seltene Arten wie Orchideen gedeihen dort. So sind auf den ausgewählten 2 km² nebeneinander der Teilbereich eines Waldes, Magerrasen und landwirtschaftlich genutzte Stücke zu finden.

In dem Waldstück leben Schwarzspecht und Waldkauz. Märzenbecher und Buschwindröschen kündigen dort als Frühblüher jedes Jahr den nahenden Frühling an. Etwas später verwandelt sich das mit zahlreichen Buchen besetzte Habitat in ein duftendes und blühendes Bärlauchmeer, bevor das grüne Blätterdach den Wald in gedämpftes Licht taucht. Auf dem nahen Magerrasenstück hingegen, welches exponiert von früh bis spät von der Sonne beschienen wird, finden sich auf dem durch die Schafbeweidung vor Verbuchung geschützten Areal fantastisch blühende Küchenschellen. Diese kündigen hier jährlich den Start des Frühlings an. Nur durch das Vermeiden allzu starker Verbuschung können z. B. etwas später im Frühling blühendes Großes Windröschen, Helmknabenkraut und Mannsknabenkraut hier dauerhaft bestehen. In manchen Jahren sind die Vorkommen in einer beachtlichen Anzahl zu finden. Auch verschiedene Tagfalter, wie der Hauhechel-Bläuling, sind anzutreffen.

Aus einer solch kleinen Fläche eine Anzahl an ästhetischen Naturfotos herauszuarbeiten, erfordert Zeit. Dementsprechend wurde das Areal bei unzähligen Besuchen zu verschiedenen Tageszeiten, Monaten, Jahreszeiten und Jahren durch Kai Hiksch beobachtet. Ideen für Fotos entstanden, wurden teilweise wieder verworfen und andere herausgearbeitet. Die vielen Besuche der immer gleichen Location schärften den Blick für Details und zwangen den Fotografen dazu, sich über das Offensichtliche hinaus mit dem Gebiet auseinanderzusetzen, um an die gewünschten Bilder zu kommen.

Kleiner fototechnischer Exkurs

Eine kreative und ästhetische Bildgestaltung spielt für die Fotografen Amm und Hiksch bei ihrer Arbeit eine wichtige Rolle. Natürlich ist bei Fotografien im RAW-Format (Rohdatenformat) eine Bildnachbearbeitung nahezu unumgänglich. Beiden Fotografen ist dabei allerdings wichtig, dass die Bilder in der Kamera entstehen und nicht das Produkt einer Bildmanipulation sind. Das heißt, was auf den Bildern zu sehen ist, wurde auch so mit der Kamera eingefangen.

Ähnlich wie zu Zeiten der analogen Fotografie beschränkt sich die Nachbearbeitung ihrer Bilder darauf, das Bild zu entwickeln. Allerdings passiert dies dann natürlich nicht im Labor, sondern der Rechner dient als digitale Dunkelkammer. Im Wesentlichen werden Belichtungskorrekturen, Schärfen und gegebenenfalls ein Beschnitt des Bildes durchgeführt. Somit bleibt gewahrt, dass das bei der Aufnahme wahrgenommene Bild auch das Endergebnis widerspiegelt. Die Bilder sind somit nicht nur ansprechend gestaltet, sondern auch Naturdokumente.

Natürlich haben auch Fotomontagen und arge Farbmanipulationen, die manch andere Fotograf*innen durchführen, ihre Daseinsberechtigung und gehören zu den künstlerischen Entfaltungsmöglichkeiten. Allerdings sollten solche Werke dann nicht den Betrachter*innen vorgaukeln, Naturdokumente zu sein, wie sie zum Zeitpunkt der Aufnahme vorgefunden wurden.

Einladung in die Natur

Beide Fotografen laden mit ihren Werken dazu ein, die Schönheit und Fragilität der Natur zu erleben. Sie zeigen, dass es keine Fernreisen benötigt, um Naturschätze zu entdecken. Oft reicht es schon sich unweit des eigenen Zuhauses zu bewegen. Mit allen Sinnen wach und respektvoll der Natur gegenüber lassen sich so (fast) überall Perlen der Natur finden. Jeder Park, jede Wiese und jedes Wäldchen bieten eine Fülle an Überraschungen, wenn man sich nur darauf einlässt und etwas Zeit mitbringt. Wichtig ist, sich bei den kleinen und großen Erkundungstouren umsichtig zu bewegen, um Schädigungen von empfindlichen Naturräumen zu vermeiden.

Die vorhandene Vielfalt zu registrieren und den nötigen Respekt zu generieren, ist eine Aufgabe, die in unserer Zeit wichtiger denn je geworden ist. Aufmerksame Ausflüge in die Natur belohnen auch alle Nichtfotograf*innen mit neuen Erkenntnissen. Denn letztendlich werden wir nur, was wir kennen, auch schätzen lernen. Und nur für das, was wir schätzen, sind wir bereit uns einzusetzen und für dessen Erhalt zu kämpfen.

In diesem Sinne: Natur frei, Berg frei!

Die Ausstellung besteht aus circa 20 Bildern beider Bamberger NaturFreunde-Fotografen und kann auch bundesweit zur Verfügung gestellt werden. Bei Fragen und Interesse bitte melden unter: info@kai-hiksch.de

Kai Hiksch
NaturFreunde Bamberg

Weitere Bilder

Oberfrankens Naturschätze

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